Montag, 26. April 2010

Karsten in Guatemala, Part II




Liebe Los Patojos-Interessierte,

es sind nun knapp eineinhalb Wochen seit der letzten Notiz vergangen und diese waren sehr ereignisreich. Beginnen möchte ich mit meiner ersten Deutschunterrichtsstunde auf Spanisch: Ohne große Vorbereitungen durfte ich als quasi Ersatz einer altersmäßig gut durchmischten, Deutsch interessierten Gruppe die Uhrzeit erklären. Das beinhaltete nicht nur die Abkehr von der in Thüringen gängigen Zeitangabe wie „es ist viertel drei“, sondern auch das Vernachlässigen des 24h Zeitrhythmus`. Letztere Erläuterung hätte wohl zu unnötigen Verwirrungen geführt, die aber selbst beim Amateurdeutschlehrer nicht zu verkennen waren. Denn während er um einigermaßen passende Worte zur Vermittlung rang, erschrak jener über die Komplexität der deutschen Uhrzeitangabe. Während man im Spanischen für „es ist/wir haben es 5 (Minuten) nach halb drei“ einfach „son las 3 menos 25“ sagt, also ungefähr „es ist 3 (Uhr) weniger 25 Minuten“, muss man im Deutschen zu erst die Differenz nach der halben Stunde angeben, also die 5 und dann kommt erst die halbe 3... Ich glaube, irgendwie haben sie es verstanden. Nächste Woche kommt die definitive Rückmeldung! Desweiteren fand ein „tarde cultural“, also ein Kulturnachmittag zur Verabschiedung einer Voluntaria statt. Kaum zu glauben, aber innerhalb von 4 Tagen beherrschten hierfür mehr als 10 patojos das Jonglieren mit 3-4 Bällen. Langsam dämmert es mir, was es bedeutet, wenn Juan Pablo, der Hauptverantwortliche von Los Patojos, sagt, dass in den Kindern ein ungeheures Potential schlummert! Am Freitag waren wir auf einem großen Erdplatz Fußball spielen. Wie angekündigt, so war das Spiel, mit mir waren es drei mitkämpfende „Erwachsene“, bei den patojos von größter Intensität geprägt, sodass einem nicht allein wegen der hohen Luftfeuchtigkeit schweißtreibendes Balltreten in einem Remis endete. Ich denke, zur Zufriedenheit aller. Auch habe ich mich zwecks einer engeren Zusammenarbeit für eine Gruppe entschieden, die sich „Rebeldes“ nennt, auf gut Deutsch: die Pubertierenden. Der Umgang ist ziemlich locker, wobei mir meine unzureichenden Spanischkenntnisse den unmittelbaren Zugang zur Jugend noch etwas erschweren. Aber es gibt ja noch eine andere Sprache außer Worte, –oder? Jedenfalls habe ich schon eine kleine Aktivität ins Auge gefasst. Die Rebellen sollen gruppenweise das vorstellen, was ihnen an ihrer Heimat gut gefällt und was nicht. Über die gelungenste Präsentation soll abgestimmt werden und eine kleine Belohnung soll zusätzlichen Anreiz geben, soweit die Theorie... Es gibt so viel zu erzählen, natürlich nicht immer nur Heiteres. Unter anderem bekommt man hier mit aller Dramatik vor Augen geführt, was es bedeuten kann, wenn einfach kein Geld oder Spezialist zur Behandlung von Krankheiten vorhanden ist. Da ist Deutschland mit seiner staatlichen Grundabsicherung-trotz gewisser Ungerechtigkeiten- wirklich da!

Hasta pronto – bis bald!

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